Der Erlebnisbunker Aachen – Einer der letzten seiner Zeit.
Schutzraum, Fluchtort, Ort des bangen Wartens. Nach dem Krieg Wohnraum, Klassenzimmer, Hochzeitskapelle, Sterbezimmer…
Begleiten Sie uns auf unseren Führungen in eine der dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte.
…heißt es auf der Webseite des Veranstalters.
Besser kann man es kaum ausdrücken.
Wir haben uns also auf dieses „Experiment“ eingelassen. Wer nur halbwegs an der Geschichte des Krieges, des Zivilschutzes interessiert ist, ist bei dieser Führung sehr gut aufgehoben.
Wir haben Informationen erhalten, von denen wir nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatten.
Eigentlich lasse ich auf diesem Blog eher die Bilder wirken. In diesem Fall, finde ich es besser noch ein paar Zeilen zu den Bildern und Videos zu schreiben.
Bunkerführung – Erlebnisbunker Aachen
24.06.2022
Umgebung
Bei diesem Bunker handelt es sich um einen sogenannten „Hochbunker“ und von daher ist er durchaus im Stadtbild vor Ort präsent.
Bunkerwart
So wie im deutschen Reich unter der NS-Diktatur alles geregelt werden musste, so wurde natürlich auch das Leben im Bunker geregelt.
Hauptverantwortlicher war der „Bunkerwart“
Nachdem man bei der NSDAP-Verwaltung einen „Bunkerschein“ beantragen musste um überhaupt den Bunker betreten zu dürfen, oblag dem Bunkerwart die Kontrolle über dem Zugang. Da die Bunkeranlagen lediglich für ca. 16% der Bevölkerung Aachens zur Verfügung standen, wurden natürlich diverse Personengruppen komplett ausgeschlossen.
Das Parteibuch hatte dabei ganz sicher seine Vorteile!
Ausgeschlossen wurden schon einmal die Zwangsarbeiter für den Bunkerbau. Dazu kamen sämtliche Ausländer wie Niederländer, Belgier etc.
Und natürlich sämtliche, noch verbliebene jüdische Familien.
Zwangsarbeiter
Die Zwangsarbeiter spielen eine wichtige Rolle bei der Errichtung der Bunker. Anfänglich waren es sogar „Freiwillige aus den Ostgebieten, besonders Polen, denen Arbeit und gute Bezahlung versprochen wurde und im Laufe des Krieges wurden die Bedingungen immer schlimmer und arteten in Zwangsarbeit und Sklaverei aus.
Die Bedingungen waren so unmenschlich, dass viele Arbeiter starben. Die Leichen wurden nicht etwa bestattet, sie finden sich im Beton des Bunkers!
Die letzten zwei Bilder zeigen die Verteilung der Zwangsarbeiterlager über die Stadt Aachen.
Technik
Die Technik ist recht spartanisch. Hauptsächlich ausgelegt auf die Luftversorgung. Es gab weder sanitäre Anlagen, Nahrungs- noch Wasserversorgung . In der Nazi-Ideologie war die Notwendigkeit eines Bunkers eh kaum eine Option.
Bunkeralltag vor 1945
Die Bilder sprechen für sich…
normalerweise waren es nicht 2, sondern 3 Betten übereinander.
Kriegsende 1945
Bunkeralltag nach 1945
Nach dem Krieg diente der Bunker Aachener Familien als „Wohnung“. Pro „Familie“ standen 5 qm² zur Verfügung. Unabhängig ob verheiratet mit oder ohne Kinder, alleinstehend mit oder ohne Kinder oder ledig.
Was für uns absolut erschreckend war, ist die Tatsache, dass die letzten Bewohner des Bunkers 1956 diesen verlassen haben, Erst ab dann war es möglich entsprechenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
Bunkeralltag im „Kalten Krieg“
Der Bunker erlebte dann noch einmal seine „Renaissance“. In den 90er Jahren wurde er „aufgewertet“ und als ABC-Bunker deklariert. Trotz Umbauten hätte er so nie funktioniert!
Besonderheit – Bunkerkapelle
Bereits während des Bunkerbaus wurde eine Kapelle eingerichtet.
Das ist insofern bemerkenswert, da zumindest im Stadtgebiet Aachen in keinem anderen Bunker etwas derartiges eingerichtet wurde.
Stand Heute
Die Innenministerin Nancy Faeser zieht durch die Lande und spricht von ca. 400-500 Schutzräumen. Es ist glatt gelogen.
Deutschland hat nicht einen davon!
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